DRV-Hauptstadtkongress

Urlaub darf nicht zur „sozialen Frage“ werden

Heute hat in Berlin der Hauptstadtkongress des DRV begonnen. Präsident Norbert Fiebig zeigt sich besorgt über die Zweiteilung der Kundennachfrage.

Urlaub darf nicht zur „sozialen Frage“ werden
Foto: DRV
Heute hat in Berlin der zweite Hauptstadtkongress des DRV begonnen, der den Austausch zwischen der Branche und der Politik fördern soll. Im Mittelpunkt des Treffens stehen die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und die sich daraus ergebenden Aussichten sowie die Themen Arbeitsmarkt und Fachkräftesicherung. Darüber hinaus geht es um die Novellierung der Pauschalreiserichtlinie auf europäischer Ebene.

DRV-Präsident Norbert Fiebig hat sich in seiner Grundsatzrede besorgt über die zu beobachtende Zweiteilung der Kundennachfrage gezeigt. Während viele Menschen sich auch bei gestiegenen Preisen das Reisen leisten können und wollen, gebe es auf der anderen Seite auch immer mehr Menschen, die sich den Sommerurlaub nicht mehr erlauben könnten. „Das hat das Zeug zu einer sozialen Frage, wenn nicht alle aufpassen“, so Fiebig. „Der Urlaub muss auch für Durchschnittsverdiener weiter bezahlbar bleiben.“ Deshalb dürfe auch die Preisschraube von den Leistungsträgern nicht überdreht werden. Die Bundespolitik sieht Fiebig ebenfalls in der Pflicht und fordert: „Die Nachfrage muss stimuliert werden.“ Dafür brauche es Entlastungen. „Insgesamt geht es darum, dass die Menschen mehr Geld für den Konsum in der Tasche haben.“

"Wir brauchen keine weiteren Wettbewerbsverzerrungen"

Kritisch äußerte sich Fiebig über die geplante Novellierung der EU-Pauschalreiserichtlinie. „Europa will uns weitere Regelungen aufzwingen – und das, obwohl Schutz und Sicherheit gerade bei der besonders verbraucherfreundlichen Pauschalreise ohnehin schon sehr gut funktionieren.“ Unter dem Vorwand etwas für die Reisenden tun zu wollen, drohe aus Brüssel eine weitere Verschärfung der Pflichten von Veranstaltern und Reisemittlern. Zusätzliche Auflagen kosten Geld und verteuerten das Produkt Pauschalreise. In der Folge buchten die preissensiblen Kunden dann die auf den ersten Blick günstigere, aber ungeschützte Reise. „Das gilt es zu verhindern“, so Fiebig. „Wir brauchen definitiv keine weiteren Wettbewerbsverzerrungen und Nachteile gegenüber anderen Playern im Markt.“

Beim Thema Fachkräfte betrachtet Fiebig nicht nur den intensiven Wettstreit mit anderen Branchen um die besten Talente als Problem. Noch besorgniserregender sei die Ausbildungssituation in der Reisewirtschaft. „Wir müssen uns selbst stärker in die Pflicht nehmen und wir müssen wieder mehr ausbilden“, appelliert der DRV-Präsident. Die immer schnellere Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz führe gerade im Reisebüro zu neuen Herausforderungen und erhöhe den Anspruch der immer besser informierten Kunden an die Beratungsqualität zusätzlich. „Es gilt, den Mehrwehrwert des Reisebüros – die kompetente, die professionelle Beratung – zu sichern. Und das geht nur mit qualifizierten, mit gut ausgebildeten Fachkräften.“

"Wir müssen beim Klimaschutz stärker werden"

Die Wetterextreme des vergangenen Sommers sind für Fiebig Anlass, auch beim Klimaschutz mehr von der Branche zu fordern. „Der Klimawandel ist Realität. Darauf müssen wir uns einstellen, das müssen wir im Blick haben!“ Perspektivisch werde es zu Veränderungen im Konsumverhalten kommen. „Und das muss Veränderungen in der Angebotsstruktur nach sich ziehen“, fordert er. „Wir alle müssen beim Klimaschutz noch schneller und noch stärker werden. Perspektivisch hilft nur der schrittweise Verzicht auf fossile Brennstoffe. Das Ziel heißt nach wie vor CO2-neutrale Mobilität.“

Eine maßgebliche Aufgabe kommt aus Sicht des DRV-Präsidenten den Reisebüros zu, wenn es um die Sensibilisierung und Beratung der Reisenden hin zu klimaschonenderen, nachhaltigeren Reisen gehe. „Dabei geht es nicht um den erhobenen Zeigefinger“, erläutert Fiebig. „Es geht um Information, um Argumente, um Tipps und letztendlich um Überzeugung.“