Flut in Libyen

“Eine Wasserfläche so groß wie Sachsen-Anhalt”

Die Menschen in Nordafrika sind in diesen Tagen der Wucht der Natur ausgeliefert, wie es die Region seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. Erst das Erdbeben in Marokko, jetzt die Flut in Libyen.

“Eine Wasserfläche so groß wie Sachsen-Anhalt”

Ganze Viertel wurden in der Hafenstadt Derna samt seiner Bewohnerinnen und Bewohner ins Meer gespült, als große Staudämme plötzlich unter der Last nachgaben und wegbrachen. Videos aus der Stadt im Nordosten zeigen, wie die Fluten Autos, Menschen und Häuser am Sonntag erbarmungslos mitrissen.

 

Die Flutkatastrophe trifft ein Land, das seit Ausbruch des Arabischen Frühlings und dem Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi 2011 von politischen Unruhen geprägt ist. Auf den Straßen liegen Leichen, ein Ministeriumssprecher spricht von etwa 5200 Toten, Zehntausende werden noch vermisst.

Der Sturm »Daniel«, der schon in Griechenland schwere Zerstörungen hinterlassen hatte, erfasste das nordafrikanische Land mit rund sieben Millionen Einwohnern bereits am Sonntag. Während Retter und Angehörige nach Überlebenden suchen, gelten nach Angaben des Roten Kreuzes inzwischen rund 10.000 Menschen als vermisst.

Überflutete Fläche so groß wie Sachsen-Anhalt

Auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat sind betroffen. Der Bürgermeister in Schahat sprach von rund 20.000 Quadratkilometern überfluteter Gebiete – eine Fläche etwa so groß wie Sachsen-Anhalt. Die betroffenen Regionen wurden zu »Katastrophengebieten« erklärt.

Die Regierung in der Hauptstadt Tripolis unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sprach von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren. Am Montag wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Die Katastrophe schien das Bürgerkriegsland zunächst zusammenzuschweißen, wie Helfer vor Ort berichteten.

Immer mehr Länder haben ihre Hilfe angeboten. Die Türkei organisierte inzwischen die Entsendung von Rettungskräften. Auch das Nachbarland Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Europäische Union sicherten Unterstützung zu.