Klimawirkung von Reisen

“Und sie wollen es doch wissen…!”

Eine aktuelle Studie zeigt: Urlaubskunden möchten zur Klimawirkung von Reisen aktiv angesprochen werden. Doch sowohl Reiseberater wie auch Kunden fühlen sich schlecht informiert

“Und sie wollen es doch wissen…!”
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Die Nachhaltigkeitsinitiative Futouris e.V. hat gemeinsam mit dem Institut für Tourismus- und Bäderforschung Nordeuropa (NIT) im Rahmen einer quantitativen Online-Befragung mit über 2.000 Kundinnen und Kunden sowie über 430 Reisebüromitarbeitern die Einstellung und Kompetenz hinsichtlich Klimainformationen von Reisen untersucht.

Ziel der Untersuchung war es, für beide Zielgruppen den aktuellen Wissensstand und Einstellungen zum Thema Informationen zur Klimawirkung von Reisen zu erforschen. Zusätzlich sollten Reisebüros befragt werden, inwieweit Informationen zum Klimafußabdruck beim Verkauf von Reisen aktuell eine Rolle spielen. Befragt wurden über 430 im Reiseverkauf tätige Berater sowie über 2.000 Kunden.
 
Das Ergebnis in aller Kürze: Beide Zielgruppen fühlen sich zur Klimawirkung von Reisen nicht gut informiert.

Mehr als 80 Prozent der befragten Expedientinnen und Expedienten haben eine (sehr) positive Einstellung zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Auch Kunden und Urlauber haben eine eher positive Einstellung zur Nachhaltigkeit von Urlaubsreisen, wobei der Fokus stärker auf der Sozialverträglichkeit (56%) als auf Umweltfreundlichkeit (42%) liegt. 36 Prozent der befragten Kunden versuchen bereits, den Klimafußabdruck ihrer Reise möglichst gering zu halten.
 
Knapp 52 Prozent der befragten Reisebüroverkäufer denken, dass sie durch die Empfehlung umweltfreundlicher Reisen zur Verringerung von Umweltproblemen beitragen können, da Kunden im Allgemeinen ihren Empfehlungen folgen. 

Allerdings zeigt die Selbsteinschätzung der Beraterinnen und Berater, dass sich weniger als die Hälfte (38%) zur Klimawirkung von Reisen und lediglich 17% über die CO2-Emissionen von Reisen gut informiert fühlt. Dies zeigt einen hohen Informationsbedarf zum Thema Klimaschutz bei Reisen im Vertrieb. 
 
Dies belegt auch die Einschätzung der befragten klimainteressierten Kunden, die im Reisebüro buchen: Nur 30 Prozent halten ihrerseits die Expedienten für gut oder sehr gut zum Thema Klimafußabdruck von Urlaubsreisen informiert.
 
Der Informationsbedarf zu Klimaschutz-Infos seitens der Berater ist entsprechend hoch, am häufigsten werden sich Informationen im Buchungssystem (73%) gewünscht, gefolgt vom Material der Reiseveranstalter (64%) oder aktive Angebote für Webinare (63%).
 
In den meisten Beratungsgesprächen werden keinerlei klimarelevante Informationen angesprochen, obwohl Kundinnen und Kunden sich dies wünschen.

Über die Hälfte der befragten Reisebüro-Berater sprechen bei (fast) keinem Beratungsgespräch Informationen zum Klimafußabdruck von Reisen an. Eine aktive Nachfrage durch Kunden erfolgt laut Expedienten noch seltener.

Als Gründe werden verschiedene Faktoren angegeben: 53 Prozent finden es beispielsweise schwierig, Informationen zum Thema zu finden und 51 Prozent geben fehlende Zeit als Hemmfaktor an. 

Darüber hinaus besteht bei 59 Prozet der Befragten die Sorge, Kunden mit der Ansprache von Informationen zum Klimafußabdruck von Reisen abzuschrecken.

Da überrascht es nicht, dass 69 Prozeht der klimainteressierten Reisebüro-Kunden noch keine Klimainformationen in einem Beratungsgespräch erhalten haben.
 
In starkem Kontrast hierzu steht, dass die Mehrheit der Kundinnen und Kunden (77%) offen ist, Informationen zum Klimafußabdruck von Reisen zu erhalten. Knapp die Hälfte der klimainteressierten Reisebüro-Kunden wünscht sich sogar explizit, bei der Beratung aktiv auf das Thema angesprochen zu werden.
 
Gleichzeitig nennen beide Zielgruppen das Beratungsgespräch im Reisebüro als einen der optimalen Kommunikationskanäle, wenn es darum geht, Informationen zum Klimafußabdruck von Reisen zu kommunizieren. Die Beratung sollte jedoch auf jeden Fall mit schriftlichen Informationen für zu Hause ergänzt werden. Aus Kundensicht gehören hierzu insbesondere Angebotsinformationen per Mail oder Ausdruck.
 
zusammenfassen sagt Projektleiterin NIT Friedericke Kuhn: „Die Ergebnisse zeigen, dass der Großteil der Beratungsgespräche im Reisebüro derzeit erfolgt, ohne dass Informationen zum Klimafußabdruck angesprochen werden. Dem gegenüber steht ein sehr großer Anteil an informationsoffenen Kundinnen und Kunden. Insbesondere bei den klimainteressierten Reisebüro-Kunden gibt es großes ungenutztes Beratungspotential. Hier könnte durch die Vermittlung von Informationen zu Klimaschutz sowohl die Qualität des Beratungsgesprächs gesteigert als auch ein klimafreundlicheres Buchungsverhalten erreicht werden.“
 
Expedienten als auch klimainteressierte Reisebüro-Kunden wünschen sich klare Kennzeichnung zum Klimafußabdruck bei Urlaubsreisen
 
Um die in der Befragung genannten Hemmnisse und Herausforderungen zu verringern, wünschen sich 67% der Reisebüroverkäuferinnen und Reiseverkäufer sowie die Hälfte der klimainteressierten Reisebüro-Kunden eine klare Kennzeichnung der CO2-Emissionen einer Urlaubsreise. 
Knapp die Hälfte beider Zielgruppen möchte den Klimafußabdruck von Urlaubsreisen als Buchungskriterium angeben können, die Kennzeichnung sollte auf allen Buchungskanälen zu finden sein.
 
Ralf Hieke, Reisebüroinhaber, Futouris Vorstand und DRV-Vizepräsident: „Die Ergebnisse zeigen wieder einmal, dass im Reisevertrieb bessere Informationen zu klimafreundlicheren Reisen ankommen müssen. Daher setzen wir alles daran, dass ab 2024 in den Informations- und Buchungssystemen die Klimafußabdrücke der Angebote sichtbar werden. Flankierend dazu werden wir eine große Schulungs- und Sensibilisierungsoffensive starten.“
 
Die Befragung der Zielgruppen wurde im Rahmen der Fördermaßnahme für mehr Klimaschutz im Tourismus LIFT Klima des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) durchgeführt. Partner in dem Projekt waren neben Futouris und dem NIT das Institut für nachhaltige Entwicklung (ZENAT) sowie der Deutsche Reiseverband (DRV).
 
Alle Befragungsergebnisse stehen unter dem folgenden Link kostenlos zur Verfügung: LIFT Klima Projekt Entscheidungskriterium Klimaschutz: Befragungsergebnisse