Gregor Gerlach, Geschäftsführer Riverside Collection

Ultraluxuriös auf dem Fluss entschleunigen

Mit ihren Flussschiffen unter der Marke Riverside Collection wollen die Gerlach-Geschwister Anouchka und Gregor neue Maßstäbe für Luxus-Kreuzfahrten auf europäischen Flüssen setzen.

Ultraluxuriös auf dem Fluss entschleunigen
Fotos: Riverside Collection
Mit ihren Flussschiffen unter der Marke Riverside Collection wollen die Gerlach-Geschwister Anouchka und Gregor neue Maßstäbe für Luxus-Kreuzfahrten auf europäischen Flüssen setzen. Seit April befährt die Riverside Mozart als ihr erstes und größtes Schiff die Donau. Vier kleinere Schiffe für den Rhein, die Rhône und die Saône sollen bald folgen. Für den Hamburger Unternehmer Gregor Gerlach war der Einstieg in das Luxussegment des Flusskreuzfahrtmarktes 2022 eine spannende und gleichzeitig folgerichtige Entscheidung.

Herr Gerlach, mit der Riverside Collection wollen Sie Ultraluxus in Europa auf den Fluss bringen. Was genau verstehen Sie darunter?
Ultraluxus, also die Steigerung des normalen Fünf-Sterne-Luxusgedankens, liegt fast überall im Trend. Sei es bei Autos, Uhren, Hotels und vielem mehr. Es gibt immer mehr Menschen, denen normaler Luxus nicht mehr ausreicht. Zunächst einmal bedeutet Ultraluxus oder Sechs-Sterne-Luxus nicht etwas völlig Neues oder Anderes. Es geht nicht um karierte Maiglöckchen, sondern vielmehr darum, den Luxusgedanken konsequent zu Ende zu denken.

Wie sieht diese Konsequenz auf Ihren Schiffen konkret aus?
Die perfekte Entschleunigung durch das Luxuserleben an Bord wird verbunden mit neuen Erlebnissen an Land. Das Schiff ist nicht vor allem ein Transportmittel zwischen den Ausflügen, sondern eine Destination für sich selbst. Zwischen den Ausflügen erlebt man auf dem Schiff Luxus, wie man ihn von Hochseekreuzfahrten oder Luxushotels kennt: bei der Größe und Qualität der Suiten und der allgemeinen Bereiche, beim Service und beim Essen.

Heißt das, Ihre Schiffe sind viel größer als üblich in der Flusskreuzfahrt?
Nein, das ist bei Flusskreuzern wegen der Gegebenheiten der Flüsse nicht möglich. Außerdem haben wir unsere Schiffe von Crystal Cruises übernommen und umgebaut, also nicht neu entworfen. Durch ihre doppelte Standardbreite von 23 Metern bot die heutige RS Mozart per se schon viel Platz. Wir haben dann die Anzahl der Kabinen von 120 auf 81 reduziert. Unsere größten Suiten sind jetzt 85 Quadratmeter groß, was auf dem Fluss absolut einzigartig ist. Wir bieten großzügige Gemeinschaftsräume wie etwa den Spa- und Wellnessbereich mit Beauty-Salon, Sauna, Dampfbad und zwei Massageräumen sowie den Fitnessbereich mit Indoor-Pool. Und wir haben drei Restaurants an Bord.

Die Tagesraten auf der Mozart liegen deutlich über denen der Mitbewerber. Was rechtfertigt diese Preise?
Wir kaufen nur hochwertigste Waren und wenn möglich lokal ein. Und wir kochen konsequent alles frisch. Dafür braucht man mehr Mitarbeiter. Unser Food-Budget pro Gast ist geschätzt doppelt so hoch wie das unserer Mitbewerber. Unser Anspruch ist es, dem Gast Essen auf Sterne-Niveau zu bieten. Bei uns bekommen nicht nur einige Gäste der größten Suiten den persönlichen Butler-Service, sondern alle Gäste haben ihren persönlichen Butler. Dieser unterstützt sie bei allem, was sie sich wünschen: angefangen vom Auspacken des Koffers über Ausflugs- oder SPA Buchungen bis hin zu persönlichen Besorgungen. Das bedeutet mehr Mitarbeitergehälter. Und auch bei den Ausflügen orientieren wir uns an einer Zielgruppe, die sich fast alles leisten kann und schon fast alles gesehen hat.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit auf den Schiffen der Riverside Collection?
Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig. Wir haben eine eigene Projektgruppe zu dem Thema aufgesetzt. Wir sind dabei, die Schiffe zu zertifizieren und haben bereits den ersten Green Award erhalten. Wichtig ist uns unter anderem das Vermeiden oder zumindest die starke Reduzierung von Müll, der lokale Einkauf von Produkten, eine treibstoffeffiziente Fahrweise und die Nutzung von Landstrom, wo es möglich ist.

Haben Sie es deutlich leichter als Ultraluxus-Anbieter bei Hochsee-Kreuzfahrten?
Die Kombination macht das Ultraluxus-Angebot aus: totale Entschleunigung und Genuss an Bord, kombiniert mit neuen Erfahrungen und Eindrücken an Land. Und all das mit dem Anspruch von Individualität und Nachhaltigkeit. Da liegen wir mit Ultraluxus-Kreuzfahrten auf den Meeren nah beieinander. Natürlich ist das auf einem Flusskreuzfahrtschiff wie der Mozart mit 81 Kabinen oder auf unseren Schiffen Ravel und Debussy, die 55 Kabinen haben und die wir noch diesem Jahr bekommen werden, einfacher umzusetzen als auf den viel größeren Kreuzfahrtschiffen auf den Meeren. Doch ein perfekter Gastgeber zu sein, ist auch auf dem Fluss immer wieder eine Herausforderung.

Infos für Reisebüros
„Wir haben vor wenigen Wochen mit dem Vertrieb angefangen und arbeiten sowohl direkt mit einzelnen Reisebüros zusammen, als auch mit einigen großen Veranstaltern, die zum ersten Mal Flusskreuzfahrten verkaufen“, sagt Gregor Gerlach. „Für dieses Jahr streben wir keine 100-prozentige Auslastung an, sondern wollen die Marke und die Schiffe bekannt machen. Wir arbeiten mit vielen Anbietern, etwa mit Airtours, für den es das erste Produkt auf dem Fluss ist. Außerdem mit Dertour Deluxe und vielen kleineren Veranstaltern. Reisebüros können sich natürlich direkt bei uns registrieren. Es gibt je nach Umsatz ein gestaffeltes Provisionsmodell von zehn bis zwölf Prozent und drei Prozent obendrauf für Buchungen in diesem Jahr.“


Feine Stoffe, edle Materialien: Die kleinste Suite auf der Mozart ist stattliche 20 Quadratmeter groß, die größte 85. Auch Kingsize-Betten gibt es nach eigenen Angaben nur hier.